In der glühenden Sonne Kampaniens, wo der Vesuv majestätisch über die fruchtbaren Felder wacht, wächst eine Frucht, die weltweit als Symbol italienischer Kulinarik gilt: die San-Marzano-Tomate. Sie ist nicht nur eine Zutat, sondern eine Hommage an die reiche Geschichte, Kultur und das handwerkliche Können der Region. Im August hatten wir die Gelegenheit, Neapel und die umliegenden Felder zu besuchen – und tiefer in die faszinierende Welt dieser besonderen Tomate einzutauchen.
Unser Weg führte uns von den sonnigen Anbauflächen über hochmoderne Verarbeitungsstätten bis in eine traditionelle Pizzeria, wo wir selbst erleben durften, wie diese Tomaten ihre Magie entfalten.
Die Felder: Erntezeit für Roma- und San-Marzano-Tomaten
„Jede San-Marzano-Pflanze ist wie ein Kind. Man muss sie pflegen, beschützen und mit Liebe ernten, sonst bekommt man nicht diesen Geschmack“, erzählt uns eine Ernehelferin. Die Landschaft rund um Neapel ist geprägt von weitläufigen Tomatenfeldern, die in der warmen süditalienischen Sonne leuchten.
Hier wachsen zwei der berühmtesten Sorten der Region: die robuste Roma-Tomate und die begehrte San-Marzano-Tomate. Beide haben ihre Besonderheiten und spielen eine entscheidende Rolle in der Tomatenproduktion.
Die Roma-Tomaten, gleichmäßig in Form und fest in der Konsistenz, lassen sich maschinell ernten und sind perfekt für die Herstellung von Pürees und Saucen. Ihr geringer Wassergehalt sorgt für einen intensiven Geschmack, der Gerichten eine kräftige Basis verleiht.
Ganz anders die San-Marzano-Tomaten, die als wahre Königinnen unter den Tomaten gelten. Diese einzigartigen Früchte reifen nur einmal im Jahr, von Ende Juli bis Ende September, und werden in mehreren Schüben ausschließlich von Hand geerntet. Sie wachsen an bis zu 1,80 Meter hohen Gerüsten, die ihnen maximale Luft und Sonne bieten, um ein unvergleichliches Aroma zu entwickeln. Die sorgfältige Handarbeit sorgt dafür, dass nur perfekt gereifte Tomaten in die Verarbeitung gelangen – ein Aufwand, der sich in ihrem unverwechselbaren Geschmack widerspiegelt.
Die San-Marzano-Tomate g.U. – ein Stück Kampanien und Italien
Haben Sie sich jemals gefragt, warum echte San-Marzano-Tomaten so besonders schmecken? Ihr Geheimnis liegt nicht nur im vulkanischen Boden Kampaniens und der sorgfältigen Pflege, sondern auch in ihrer geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.). Diese EU-Zertifizierung wird von der Organisation Consorzio di Tutela del Pomodoro San Marzano dell’Agro Sarnese Nocerino DOP streng überwacht.
Jede echte San-Marzano-Tomate wird durch eine Identifikationsnummer auf der Verpackung authentifiziert, die garantiert, dass sie aus der geschützten Region Agro Sarnese-Nocerino stammt. Dieses System schützt die Tomaten vor Fälschungen – denn der hohe Wert und das intensive Aroma der San-Marzano-Tomaten machen sie oft zur Zielscheibe von Imitationen. Ein häufiger Trick: günstige Roma-Tomaten werden als San-Marzano ausgegeben.
Dank des EU-Förderprogramms Red Gold from Europe, der Organisation ANICAV und des unermüdlichen Engagements des Consorzio wird die Qualität und Authentizität dieser einzigartigen Produkte bewahrt – und die Region stolz gemacht.
Die Tomatenfabrik: Vom Feld bis ins Glas
Nach unserem Besuch auf den Feldern führte unser Weg in eine nahegelegene Fabrik. Hier wird deutlich, wie Tradition und moderne Technik Hand in Hand gehen, um die Tomaten in hochwertige Produkte zu verwandeln.
Kaum sind die Tomaten geerntet, beginnt der Verarbeitungsprozess. Die Früchte werden gereinigt, sortiert und in verschiedenen Schritten verarbeitet. Vom Waschen über die Verlesung bis hin zur Herstellung von Saucen und Pürees konnten wir jede Stufe hautnah miterleben. Besonders beeindruckend war die Präzision, mit der die empfindlichen San-Marzano-Tomaten behandelt werden. Jede einzelne wird per Hand selektiert, um sicherzustellen, dass nur die besten Früchte den Weg in die Produktion finden.
Die Fabrik kombiniert Effizienz durch moderne Maschinen mit der Hingabe und dem Fachwissen der Mitarbeiter, die jeden Schritt des Prozesses überwachen. Dieser Mix aus Technik und Handwerk ist essenziell, um den hohen Ansprüchen der Verbraucher gerecht zu werden.
Ein Fest für die Sinne: Von der Tomate zur Pizza
Nach dem Fabrikbesuch wartete ein besonderer Höhepunkt auf uns. Mit einem Korb frischer San-Marzano-Tomaten und einer Dose Tomatensauce im Gepäck ging es in die traditionsreiche Pizzeria Gaetano Adamo. Hier durften wir zusammen mit dem Chef persönlich den Pizzateig zubereiten.
Die San-Marzano-Tomaten spielten dabei die Hauptrolle. Ihr intensives, süßes Aroma und die geschmeidige Textur heben jede Pizza auf ein neues Level. Die erste Kostprobe frisch aus dem Holzofen war ein wahrer Genuss – und eine Erinnerung daran, warum diese Tomaten so geschätzt werden.
Fazit: Eine Hommage an die Tomate und das Handwerk
Unser Besuch in Neapel hat uns gezeigt, dass in jeder San-Marzano-Tomate nicht nur der Geschmack Italiens steckt, sondern auch die Leidenschaft, Hingabe und das Wissen der Menschen, die sie anbauen und verarbeiten.
Die sonnigen Felder, der vulkanische Boden und die traditionelle Handarbeit machen jede Tomatendose zu einer Hommage an Kampanien und seine reiche Kultur.
Wenn Sie das nächste Mal ein Glas San-Marzano-Tomaten in der Hand halten, erinnern Sie sich an die sonnigen Felder und die Sorgfalt, die in jeder Frucht steckt. Denn manchmal ist das, was einfach erscheint, das Ergebnis einer jahrhundertelangen Tradition – und genau das macht es so besonders.