Es gibt Restaurants, die eine Geschichte erzählen – und es gibt Orte, an denen Geschichte weitergeschrieben wird. Das Le Consulat in der Leibnizstraße, wo fast 50 Jahre lang die Leibnizklause zu Hause war, ist genau so ein Ort. Mit seiner Mischung aus französischer Bistro-Kultur und Berliner Bodenständigkeit hat es sich zu einem neuen Treffpunkt für Genießer entwickelt.

Ein erster Eindruck: Stilvoll, aber entspannt
Beim Betreten fällt sofort die harmonische Farbgestaltung ins Auge: sanftes Grün, elegante Goldakzente und dunkles Holz schaffen eine edle, aber unaufdringliche Atmosphäre. Durch die großen Fenster fällt warmes Licht, während die gemütlichen Sessel und Bänke zum Verweilen einladen. Hier fühlt man sich nicht nur willkommen, sondern fast ein bisschen wie in Paris – nur eben mitten in Charlottenburg.
Der Auftakt: Brot, Trüffeldip und Austern aus der Île d’Oléron
Zum Start gibt es frisches Brot mit zwei exzellenten Dips: einem Trüffeldip und einem Auberginendip, bei dem die Röstaromen wunderbar zur Geltung kommen. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommt.
Als Vorspeise entscheiden wir uns für David Hervé – Fin de Claire No. 2 Austern, die von der Ostküste der Île d’Oléron stammen. Eine Hälfte pur mit Zitrone und Schalotten-Essig – genau so, wie man es als Austernliebhaber genießt. Die andere Hälfte gratiniert mit Zitrone, Knoblauch und Petersilie. Letztere Variante erweist sich allerdings als etwas zu trocken – hier wäre eine saftigere Zubereitung wünschenswert.
Vorspeisen: Markknochen und ein Gericht, das polarisiert
Dann wird es spannend: Auf der Karte findet sich ein Gericht, das man nicht überall bekommt – gegrillter Markknochen vom Kalb mit Chorizo, Beaufort und Thymian. Eine Delikatesse, intensiv im Geschmack und herrlich cremig, perfekt ausbalanciert durch die würzige Chorizo und den kräftigen Käse.
Dazu bestellen wir eine Terrine de Foie Gras de Canard – klassisch französisch mit Petersilienwurzel, Sherry, Frisée, Kirsche, Petersilie und Trüffel. Ein Gericht, an dem sich die Geister scheiden. Während Liebhaber die samtige Textur und die feine Aromatik schätzen, bleibt das Thema Gänsestopfleber immer kontrovers. Wer es bestellt, bekommt hier jedoch eine handwerklich exzellente Variante serviert.
Hauptgänge: Jakobsmuscheln und ein Klassiker
Coquilles Saint-Jacques – Jakobsmuscheln mit Flusskrebsschwänzen, Vermouth, Kräuteröl und grünem Spargel. Die Muscheln sind perfekt gegart, butterzart und wunderbar aromatisch.
Entrecôte vom Rind mit Pommes und Kräuterbutter – ein Gericht, das in seiner Schlichtheit überzeugt. Das Fleisch ist auf den Punkt gegrillt, außen schön karamellisiert, innen saftig. Die Pommes? Genau so, wie sie sein sollen: kross, goldgelb und mit einem Hauch von Meersalz.
Das süße Finale: Crêpe Suzette mit Grand Marnier Parfait
Zum Abschluss darf ein Klassiker der französischen Dessertkunst nicht fehlen: Crêpe Suzette mit Grand Marnier Parfait und Orange. Die dünnen, zarten Crêpes sind perfekt ausbalanciert zwischen süßer Orange und der leichten Bitternote des Grand Marnier. Das Parfait bringt eine herrlich cremige Komponente ins Spiel und sorgt für ein harmonisches Finish. Ein Dessert, das den Abend elegant abrundet, ohne zu schwer zu sein.
Das Le Consulat bringt Pariser Bistro-Flair nach Charlottenburg, ohne dabei künstlich oder übertrieben zu wirken. Hier wird ehrliche, französische Küche serviert – mit feinen Nuancen und hochwertigen Zutaten.
Ein kleiner Wermutstropfen bleibt bei den gratinierten Austern, aber insgesamt ist das Erlebnis rundum gelungen. Ob für ein entspanntes Mittagessen oder ein ausgedehntes Dinner am Abend – dieser Ort hat das Potenzial, eine feste Größe in Berlins Gastro-Szene zu werden.
Adresse:
Le Consulat
Leibnizstraße 46, 10629 Berlin
Öffnungszeiten:
Montag – Freitag: 12–23 Uhr
Samstag & Sonntag: 17–23 Uhr